In den am Julius Kühn-Institut (JKI) bearbeiteten Projekten geht es um die Diagnose der Flavescence dorée, zu Deutsch Goldgelbe Vergilbung, und das Monitoring des Erregers dieser Rebenkrankheit und der Insekten, die ihn übertragen. Die Krankheit wird durch ein zellwandloses Bakterium, ein sogenanntes Phytoplasma, hervorgerufen. Dieser bekämpfungswürdige Quarantäneschadorganismus bzw. sein Vektorinsekt die Amerikanische Rebzikade finden in heimischen Weinregionen immer bessere Bedingungen vor. Für erkrankte Pflanzen und die Krankheitserreger gelten innerhalb der EU Verbringungsverbote und weitere Maßnahmen, die die Ein- und Verschleppung der Quarantäneschaderreger verhindern helfen. Beide Projekte werden im Rahmen der Ausschreibung „Innovationen zur Vermeidung der Ein- und Verschleppung von geregelten und neuen Schadorganismen an Pflanzen“ vom BMEL gefördert.
Sowohl in „VectoScreen“ als auch in „PhytoMo“ geht es darum, neue technische Möglichkeiten für das Monitoring der Flavescence dorée bzw. des übertragenden Insektes zu entwickeln, die sich auf andere Quarantäneschadorganismen im Obst- und Weinbau aber auch regulierte Nichtquarantäneschaderreger übertragen lassen. Da Phytoplasmosen im Weinbau ein wichtiges Forschungsfeld am JKI sind, koordiniert das Institut beide Verbundprojekte. Mit im Boot als Kooperationspartner sind weitere Forschungseinrichtungen sowie kleinere Unternehmen. An den Projekten sind gleich drei JKI-Fachinstitute beteiligt. Die Verantwortung für VectoScreen liegt bei den Rebschutzexperten am Standort Siebeldingen des JKI-Instituts für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau. Außerdem wirkt das JKI-Institut für Strategien und Folgenabschätzung mit. Der PhytoMo-Verbund wird vom JKI-Institut für Rebenzüchtung koordiniert, auch hier sind die Rebschützer des JKI beteiligt, die ebenfalls auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen arbeiten [...]
Zum Projekt "PhytoMo"
Da Reben den zellwandlosen Bakterien (Phytoplasmen) schutzlos ausgeliefert sind, kann Früherkennung helfen, das Problem zu reduzieren. Es gilt, befallene Rebstöcke rechtzeitig aufzuspüren und zu entfernen. Deshalb soll aufbauend auf Ergebnissen eines Vorgänger-Projekts (BigGrape) ein multispektrales Bildverarbeitungssystem zur spezifischen Erkennung von Phytoplasmosen erarbeitet und anschließend geeignete Sensorsysteme zur Erkennung infizierter Reben entwickelt werden. Die genannten Systeme sollen sowohl am Boden als auch drohnengestützt aus der Luft eingesetzt werden. Die phytopathologische Referenz für die Entwicklungsarbeiten wird durch differentialdiagnostische Untersuchungen und die genetische Charakterisierung der Phytoplasmosen-Pathosysteme unter Einbeziehung alternativer Wirtspflanzen, im speziellen Fall sind dies Erlenbäume, geschaffen. Für die Überwachung alternativer Wirtspflanzen sollen molekulare Screeningtools entwickelt werden. Weitere Projektnehmer in PhytoMo sind die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (Förderurkunde über 698.452 Euro), die RLP AgroScience GmbH (Förderurkunde über 51.911 Euro), das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung, kurz IOSB (Förderurkunde über 536.709 Euro) sowie die Universität Bonn, Institut für Geodäsie und Geoinformation, Professur für Geodäsie (Förderurkunde über 261.616 Euro).
Hintergrundinformation
Mit dem weiter zunehmenden globalen Handel mit Pflanzen nimmt die Gefahr stetig zu, dass neue Schaderreger bzw. ihre Überträger nach Europa und nach Deutschland eingeschleppt werden. Bedingt durch den Klimawandel steigen die Chancen wärmeliebender Schaderreger, sich nach erfolgter Einschleppung in Mitteleuropa zu etablieren. Schadorganismen an Pflanzen, bei deren Einschleppung mit gravierenden wirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Folgen zu rechnen ist, sind in der EU als Quarantäneschadorganismen gelistet. Obst- und Weinbau sind als langjährige Dauerkulturen in häufig klimatisch begünstigten Regionen in besonderem Maß gefährdet.
Pflanzengesundheitliche Maßnahmen zielen darauf ab, die Einschleppung von Quarantäneschadorganismen zu verhüten oder sie nach Auftreten einzudämmen und ihre weitere Ausbreitung zu verhindern. Dabei sind Monitoringmaßnahmen ein wichtiger Baustein, um das Vorkommen solcher Organismen möglichst frühzeitig festzustellen und Befallsgebiete abzugrenzen. Der Umfang solcher offiziellen Überwachungsmaßnahmen wird jedoch durch den hohen Arbeitsaufwand begrenzt. Die Ergebnisse beider Projekte tragen dazu bei, phytosanitäre Überwachungsmaßnahmen deutlich effizienter zu gestalten sowie die Überprüfung von Vermehrungsanlagen für die Pflanzgutproduktion zu den für die spezifischen Krankheiten optimalen Zeitpunkten durchzuführen [...]
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www.julius-kuehn.de | 12.04.2021
... Pressemitteilung des Ministeriums: